Dragan for MVP ?

Hey! Mal schön langsam hier! Klar, die TBB spielt bis hierhin eine großartige Saison. Das Zuschauen macht bei jedem Spiel Spaß, denn selbst wenn eine Niederlage herauskommt wird gekämpft bis zum Umfallen (und hiermit gelobe ich, dass ich an dieser Phrase, auch wenn sie zutrifft, in Zukunft etwas sparen werde). Die Pokalqualifikation wurde mehr oder weniger knapp verpasst, wenngleich auch noch nicht ganz klar ist, wem wir warum den Vortritt lassen müssen (hier geht die sehr interessante Diskussion los). Aber ist es trotz dieser respektablen Leistungen nicht trotzdem übertrieben von einem Trierer Spieler als Kandidaten für den Liga-MVP zu sprechen? Und müsste dieser Spieler dann nicht mit Vornahmen Philip heißen?

Zunächst mal die Versicherung: Ich habe kein Fieber, bin nüchtern und kann auch klar denken. Letzte Woche, quasi mit Abschluss der Hinrunde in der Beko BBL wurde bei schoenen-dunk die Diskussion nach dem Liga-MVP angestoßen. Dort wurde auch bereits der Name Philip Zwiener genannt. Klar, ist er doch mit 14,1 Punkten, 5,4 Rebounds und einer Effektivität von 12,7 pro Spiel in allen drei Kategorien der beste Trierer. Im Vergleich dazu sieht es beim von mir ins Spiel gebrachten Dragan Dojicin nicht wirklich besser aus. 6,7 Punkte, 3,6 Rebounds und eine Effektivität von 6,4 im Schnitt sind eigentlich keine Werte, die einen MVP-Kandidaten ausmachen. Aber ein Blick auf die Statistik zeigt äußerst interessantes.

Es gibt gerade im Basketball viele verschiedene Möglichkeiten, wie man einen Spieler mit einem anderen vergleichen kann. Ein Beispiel ist hier die Effektivität, bei der fast alle Statistiken eines Spielers in einer Formel zusammengewurstet werden. Die Effektivität berechnet sich hierbei folgendermaßen:

Effektivität = (Punkte + Rebounds + Assists + Steals + Blocks) – ((Anzahl Wurfversuche – Anzahl verwandelte Würfe) + (Anzahl Freiwurfversuche – Anzahl verwandelte Freiwürfe) + Turnovers)

Nach dieser Statistik kann man auch schon sehen, dass Zwiener im Vergleich zu Dojicin der „Effektivere“ ist, also im Grunde genommen mehr „produziert“ hat, als sein Team-Captain. Diese Effektivität hat natürlich einen großen Nachteil. Sie betrachtet nur die Dinge, die in Zahlen zu fassen sind und die mitgescoutet werden. Dabei ist man manchmal auch ein wenig von der Gunst der Scouter abhängig, vor allem was die Bewertung von Assists angeht. Es gibt jedoch vieles, was ein Spieler für sein Team tun kann, was aber nicht auf dem Spielberichtsbogen auftaucht. Hierbei sei zunächst die Defense zu erwähnen, die sich nämlich nicht nur durch Steals, Blocks und Defensivrebounds bemerkbar macht. Ein Spieler kann an beiden Enden des Feldes viel tun, um das Spiel zu den Gunsten seines Teams zu beeinflussen. Jeder gegnerische Wurf, der höher geworfen werden muss, als geplant – jede Deny-Defense, die den Topscorer des Gegners daran hindert überhaupt an den Ball zu kommen, hilft dem eigenen Team und schadet dem Gegner. Aber wie will man das in Zahlen festhalten?

Ein Ansatz, der es zumindest Team-Intern möglich macht, ist das sogenannte „Plus-Minus Rating“ Hier wird für jeden Spieler geschaut, wie viele Punkte die eigene Mannschaft im Vergleich zum Gegner macht, während der Spieler auf dem Feld ist. Wenn die TBB also in der Zeit, in der Oskar Fassler auf dem Feld ist 16 Punkte macht und nur 10 kassiert, hat Fassler am Ende ein Rating von +6. Das alleine ist zwar schon interessant. Dazu kann man aber auch betrachten, wie das Plus-Minus Rating in der Zeit aussieht, in der Fassler nicht auf dem Feld steht. Wenn hypothetisch gesehen die TBB in dieser Zeit 53 Punkte erzielt und 68 kassiert, würde das ein Rating von -15 ergeben, wenn Oskar nicht spielt. Man könnte hieraus dann schließen, dass er gerne länger hätte spielen können, da er dem Team wohl viel gebracht hat und ohne ihn nicht so viel zusammenlief. Jedem sollte aber auch klar sein, dass in diesen Zahlen nie die ganze Wahrheit stecken kann (vielleicht hatte Fassler ja auch immer nur den Backup des Gegners als Gegenspieler, vielleicht hat der Gegner als er auf dem Feld war ein seltendoofes technisches Foul kassiert, u.s.w.).

An dieser Stelle sei der Exkurs in die theoretische Welt der Zahlen auch schon beendet. Schauen wir doch mal für die Herren Zwiener und Dojicin an, wie die Zahlen so aussehen. Die TBB Trier hat in der Hinrunde insgesamt 3 Punkte mehr erzielt, als sie insgesamt kassiert hat (1159:1156). Dragan Dojicin hat in der Hinrunde 437 Minuten gespielt und dabei insgesamt einen Plus-Minus Wert von +51 erreicht. In den 248 Minuten, in denen er nicht auf dem Feld stand, hat die TBB einen Wert von -48 Punkten. Philip Zwiener dagegen hat in 501 gespielten Minuten ein Rating von -23 und in den 184 Minuten, in denen er nicht spielte erreichte das Team ein Rating von +26 Punkten. Wenn man die Zahlen beider Spieler auf 40 Minuten runterrechnet sorgt Dojicin auf dem Feld für 4,67 Punkte pro 40 Minuten. Wenn er auf der Bank ist verliert das Team 7,74 Punkte pro 40 Minuten. Insgesamt sorgt er also in einem Spiel „netto“ für ein Plus von 12,41 Punkten. Zwiener sorgt für -1,84 Punkte pro 40 Minuten und seine Kollegen ohne ihn für 5,65 Punkte pro 40 Minuten. „Netto“ bringt sein Einsatz dem Team also -7,49 Punkte pro Partie.

Wer nach diesem Zahlensalat noch dabei ist, stellt sich nun unweigerlich die Frage: Warum lässt Henrik Rödl Zwiener dann nicht komplett auf der Bank, wo er doch so „schädlich“ für das Team ist? Ganz einfach – Es würden Zwieners Punkte, Rebounds und was sonst noch im Scouting steht fehlen. Philip Zwiener ist völlig unverzichtbar für dieses Team. Ich hoffe das kommt auch nicht falsch rüber, denn mir geht es eher darum, dass Dragan Dojicin ein absolut wichtiger Spieler für die TBB ist, auch wenn sich das nicht in den offiziellen Statistiken niederschlägt. Dojicin ist einer der Spieler, von denen man sagt, dass sie ihre Mitspieler besser machen. Dazu kommt, dass er auf dem Feld an beiden Enden sehr viel kommuniziert. Er dirigiert die Spieler in der Defense und zeigt seinen Teamkameraden in der Offense an, wo sie den Block setzen sollen.

Eins ist jedoch völlig klar. Einen Trierer MVP werden wir nur dann sehen, wenn die TBB die Playoffs deutlich erreichen sollte. Im Moment hat meiner Meinung nach definitv DaShaun Wood im MVP-Rennen die Nase vorne, weil er der personifizierte Erfolg bei den Skyliners ist. Wenn es aber einen TBB-Spieler mit MVP-Ambitionen geben sollte, würde das meiner Meinung nach Dragan Dojicin sein.

Die Zahlen habe ich übrigen vom schoenen-dunk User ricstirato, der die Plus-Minus Werte aller BBL-Spieler errechnet hat. Diese könnt ihr euch hier alle anschauen. Vielen Dank ricstirato für die Mühe!

Hier übrigens die „Netto“ +/- Werte aller TBB-Spieler:

Dragan Dojicin: 12,41
Dru Joyce: 9,17
Oliver Clay: 0,57
Maik Zirbes: -0,78
John Bynum: -1,97
Barry Stewart: -3,33
Oskar Fassler: -4,79
George Evans: -4,82
Philip Zwiener: -7,49

 

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3 Kommentare zu Dragan for MVP ?

  1. Pingback: Rauschen im Blätterwald #56 « gruebelei.de – Ansichten eines Basketballfans

  2. bam sagt:

    wirklich interessant der beitrag.
    kurz mein senf dazu: der mvp MUSS aus bamberg kommen. klar ist es schwer jemand daraus zu ziehen, außerdem würde, selbst wenn es EINEN stärksten spieler gäbe, der sich verletzen würde, immer noch (fast) alles gewonnen werden.
    die einzige alternative ist, wie du schon schreibst, wood. ich würde gerne wissen wie die skyliners ohne ihn da stehen würden.
    daher halte ich eigentlich diese diskussion, ob dojcin ein mvp sein könnte, für hinfällig. allerdings kann ich den ansatz sehr gut nachvollziehen. trotzdem bin ich der meinung, dass in einer mannschaft wie trier, es auch schlicht nicht möglich ist, EINEN mvp zu küren. da kommt es ganz auf die ansicht jedes einzelnen an. wie würde die offensive ohne joyce aussehen? wie wäre das verhalten in der crunchtime ohne veteranen, allen voran dojcin? wie viele punkte würden die trier erzielen, wenn rödl nicht einen spieler mitgebracht hätte, der seit jahren mit den besten spielern trainieren konnte?
    auch wenn solche diskussionen zum basketball gehören wie der mittelkreis, sie können manchmal auch in die irre führen.

     
  3. Kürbis63 sagt:

    Anstatt den MVP zu stellen, haben wir in dieser Saison eine größere Chance den Titel des ‚Most Likeable Teams‘ zu erringen. Den gibt es zwar nicht, aber wenn ich mir die ganzen Kommentare auf schoenen-dunk.de anschaue, haben wir in diesem Jahr mehr Sympathien in der Liga, als in den letzten Jahre zusammen.

     

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