Liebe kennt keine Liga – eine Kritik

Wer Chris Schmidt kennt, weiß, dass er sich selten mit weniger als Perfektion zufrieden gibt. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass er sich da mit dem Trierer Basketball das denkbar schlechteste Themengebiet gesucht hat um sich auszutoben. So ist das Wort „Perfektion“ doch sicherlich eines der letzten, welches einem im Zusammenhang mit Trierer Basketball einfällt.

Trotzdem machte sich Chris mit seinem langjährigen Weggefährten David Vilter auf, um 60 Jahre Basketball in Deutschlands ältester Stadt zu beleuchten. Nach erfolgreichem Crowd-Fund (an dem sich der Autor ebenfalls beteiligte) und scheinbar endlosen Recherchen, der Suche nach Zeitzeugen, Bildern und Videos entstand wieder einmal ein Meilenstein der Trierer Basketball Geschichte. Denn da, wo der Perfektionismus eines Chris Schmidt auf die Unperfektheit des Trierer Basketballs trifft, möchte man als Basketballfan eigentlich immer anwesend sein, denn mindestens wird das Ergebnis unterhaltsam und informativ. Im Falle dieser DVD fast schon brilliant.

Dabei beginnt die Reise direkt schon mit einer kleinen Enttäuschung. Die 60 Jahre Trierer Basketball werden zwar abgedeckt, allerdings die ersten 40 bis 45 innerhalb der ersten 15 Minuten. Der Grund ist recht einfach: Von der Zeit vor dem Aufstieg des TVG gibt es einfach weder bewegtes Bildmaterial, noch ausreichend Zeitzeugen. Zudem darf auch bezweifelt werden, ob die lange Zeit des Amateurbasketballs in Trier überaus interessant zu verfolgen gewesen wären. Denn da muss man dem Werk direkt wieder zu Gute halten: Es fokussiert sich auf die wesentlichen Geschichten. Man könnte sicherlich weit mehr Zeit als 180 Minuten mit allen Geschichten rund um TVG, HerzogTel, TBB und Gladiators erzählen (Mister X: Dwayne „D“ Archbold; Brian Brown der MVP des Allstar-Games; die Maulwurf-Affäre, und vieles mehr). Die Stärke des Films ist es aber, den Roten Faden beizubehalten und die wichtigen, einschneidenden Geschichten von den netten kleinen Anekdoten zu trennen.

Apropos Roter Faden: Der Film ist ab der Erstliga Zugehörigkeit des TVG in Saisons gegliedert. Am Anfang jeder Saison erzählt Chris Schmidt im Schnelldurchlauf die Geschichte der Spielzeit. Das ist großartig, um den Zuschauer abzuholen und hat bei mir sofort für die kleinen „Aha“-Momente gesorgt. Die richtig großen Momente hat die Dokumentation, wenn dann die Spieler selbst zu Wort kommen und ihre Gefühle bei Schlüsselmomenten der Trierer Basketballgeschichte beschreiben. Eine richtige Gänsehaut gab es da bei mir, als Carl Brown vom legendären Sieg gegen ALBA Berlin berichtete oder Bernard Thompson vom zweiten Pokalsieg. Dies alles sind übrigens Dinge, die ich als „Kind der Arena“ nur aus Zeitung, SWR-Landesschau und den Erzählungen vom Schulhof kannte. Diese Momente nochmal so zu sehen, als wäre man selbst dabei gewesen ist eine der großen Stärken der Dokumentation.

Nach 180 Minuten mit Interviews, Berichten, Bildern und vielen vielen Emotionen, schaffen es Schmidt und Vilter einen sehr runden Abschluss zu zeigen. Der Trierer Basketball – so gut, wie tot. Doch dann die Auferstehung als Gladiators Trier. Emotionen, die über Abstiegsangst und Existenzkrise hinausgehen und wieder das zarte Pflänzchen Euphorie rund um die Arena greifbar machen. Das lässt einen mit dem Gefühl zurück, als hätte man einen Western gesehen an dessen Ende der Held in die untergehende Sonne reitet. Wie es weiter geht, weiß man nicht. Aber die Schlachten der Vergangenheit hat er geschlagen und blickt voller Zuversicht den Herausforderungen der Zukunft entgegen.

 

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