Ein kleiner Nachtrag: Interview mit Christian Schmidt

Er ist Hallensprecher und Livestreammoderator in einem. Christian Schmidt ist mittlerweile eine sehr wichtige Personalie im Trierer Baskteballleben. Nicht nur deshalb habe ich mit ihm ein Interview geführt, welches in der Saisonvorschau von schoenen-dunk.de veröffentlicht wurde. Diese sollte sich jeder Basketballfan unbedingt herunterladen! Das Interview möchte ich hier auch nochmals veröffentlichen.

Frage: Der Hochwald frische Milchideen Livestream ist mittlerweile zu einer Institution geworden. Nicht nur im Trierer Basketballumfeld, sondern auch in ganz Basketball-Deutschland. Hast Du zu Beginn dieses Services damit gerechnet, dass er irgendwann nicht mehr wegzudenken ist?

Auf keinen Fall! Es freut mich aber, dass du das so siehst. Ich möchte mich auf diesem Wege auch bei allen bedanken, die so verrückt sind sich über zwei Stunden an ihren PC zu setzten und die Spiele anzuHÖREN. Die Zugriffe sind trotz der sportlichen Talfahrt der TBB Trier in den letzten Jahren stetig gestiegen, in der letzten Saison wurden über 17.000 registriert und ich bekomme gut 100 eMails während einer Übertragung. Sogar die Aufzeichnungen werden als Podcast im Schnitt 240 Mal herunter geladen und das bei einer Datei von weit über 100 MB. Bei Spitzenspielen oder besonders wichtigen Duellen haben über 2000 Fans die Auswärtsspiele im Audio-Stream verfolgt.
Das alles wäre nicht zu leisten ohne die Unterstützung meines Teams, das mir im Hintergrund unglaublich hilft: Anne Dubberke, Kerstin und Heiko Schmitz, fahren mit mir Tag und Nacht zu den Spielen in ganz Deutschland – David Vilter kümmert sich um den technischen Support und Sven Jünker stellt den Podcast bereit. Alles Basketballverrückte, ohne deren Engagement es unmöglich wäre den Hochwald frische Milchideen LiveStream anzubieten. Dass der LiveStream mittlerweile wirklich etabliert ist, zeigt sich auch daran, dass der Pool der Basketballexperten, Trainer, Ex-Spieler, Journalisten und sogar Schiedsrichter, die mir als Co-Kommentator zur Seite stehen, immer größer wird.

Frage: Wie entstand die Idee, einen solchen Service anzubieten?

Zunächst fand ich es generell schade, dass man in der Regel nur über den Liveticker die Auswärtsspiele der TBB verfolgen konnte – der Basketball lebt von den Emotionen, der Spannung und der Stimmung in der Halle – das versuche ich mit dem LiveStream zu vermitteln. Ich muss aber eigentlich weiter ausholen: es war schon als Kind mein Traum Sportspiele live im Radio oder Fernsehen zu kommentieren – leider gab es im „Formatzwang“ des Privatradios aber nur die Möglichkeit sich mit kurzen Einblendungen von den Spielen zu melden – erst recht wenn es um eine „Randsportart“ wie Basketball geht. Deshalb wollte ich neue Wege gehen. Die Verantwortlichen im Verein waren schnell überzeugt, allerdings musste natürlich auch die Finanzierung geklärt werden. Ich schrieb also ein Konzept und wanderte bei RPR1. von Abteilung zu Abteilung, bis wir schließlich „testweise“ die Saison 2007/2008 übertragen konnten. Mit Johannes Salm, der damals die Fanpage TBB Supporta betreute, fand ich einen kongenialen Partner, mittlerweile habe ich wechselnde Co-Kommentatoren. Seit 2008 ist Hochwald frische Milchideen Namenssponsor, ich gehe also jetzt in meine 4. Saison.
Frage: Wie viele Tage vor einem Auswärtsspiel beginnt deine persönliche Vorbereitung auf den Gegner?
Ich informiere mich täglich über Basketball – da ist schoenen- dunk.de eine wichtige Plattform. Die eigentliche Vorbereitung der Übertragung beginnt 2-3 Tage vor dem Spiel. Ich stelle alle Informationen über den Gegner zusammen, schaue mir die aktuelle Formkurve an, die Profile der Spieler und Trainer, die Historie des Vereins usw. Dazu führe ich Interviews mit den TBB Verantwortlichen und verarbeite diese dann in einen ca. 30minütigen „Teamcheck“, mit dem die Übertragungen jeweils beginnen. Dabei lasse ich auch die Fragen der Fans einfließen, die mir jederzeit zugeschickt werden können. So erfahren die Zuhörer oft Neuigkeiten rund um die TBB Trier zuerst im LiveStream. Ich wurde schon des Öfteren gefragt ob sich dieser Aufwand überhaupt lohnt – gerade das unterscheidet aber den Hochwald frische Milchideen LiveStream von den Angeboten anderer Vereine und letztlich geht es auch um den Anspruch, den man sich selbst stellt.

Frage: Wie genau sieht ein Tag bei einem Auswärtsspiel der TBB für dich aus?

Er beginnt logischerweise mit der bis zu 6stündigen Fahrt zu den Spielen, die ich allerdings meistens zum schlafen nutze, weil ich noch bis kurz vor der Abfahrt bzw. nachts an der Vorbereitung gesessen habe. Außerdem stimme ich mich mit dem Co-Kommentator des Spieltages ab, ca. eineinhalb Stunden vor dem Spiel sind wir dann in der Halle, um die Technik aufzubauen. Etwa 40 Minuten vor Spielbeginn startet die Übertragung, die nur durch kurze Werbespots unterbrochen wird. Jemand aus dem Team wertet die eMails aus und gibt mir die Fragen der Fans – in der Halbzeitpause kommen die Verantwortlichen der TBB ins Live-Interview und unmittelbar nach dem Spiel steht der von den Fans gewählte „Spieler des Tages“ Rede und Antwort.

Frage: Wie viele Menschen sind normalerweise noch in der Halle, wenn du dein Equipment eingepackt hast?

(lacht): Wir sind oft die ersten die da sind und fast immer die letzten die gehen. Mir ist sogar schon der Stom abgeschaltet worden, weil der Hallentechniker dachte, dass da unmöglich noch jemand live senden könnte. Das Licht in der Halle ist meistens schon aus, schließlich führe ich nach der Live-Übertragung noch die Interviews mit Spielern und Trainern fürs Radio.

Frage: Was war das schlimmste Spiel, das du kommentieren musstest?

Ich habe in den drei Saisons gerade mal acht Trierer Auswärtssiege erleben dürfen, von daher habe ich schon viel mitgemacht. Wenn ich drüber nachdenke, kommen mir aber eigentlich zwei ganz düstere Erinnerungen – einmal die Niederlage in Gießen noch unter Joe Whelton: ich schleppte mich damals mit einer fiebrigen Erkältung in die Osthalle, die TBB lag Sekunden vor Schluss mit 3 vorne und hätte nur noch foulen müssen zum Sieg. Es war unfassbar laut in der Halle, Joe gestikulierte wild, dass sie foulen sollten und dann traf – ich glaube Umeh war`s – den Buzzerbeater-Dreier und Gießen gewann locker in der Verlängerung. Das schlimmste Spiel war aber definitiv 2009 die 33 Punkte Klatsche in Paderborn, das war einfach nur trostlos und grottenschlecht.

Frage: Welches war das schönste Spiel, das du kommentieren durftest?

Das kann ich gar nicht sagen, eigentlich sind es alle Spiele, die so spannend waren, dass ich sie nie vergessen werde, selbst wenn die TBB in letzter Sekunde wieder mal verloren hatte. So gesehen war auch Gießen einer der schönsten Übertragungen oder Frankfurt und Quakenbrück im letzten Jahr. Das schönste Spiel war aber wohl in Bonn am Ende der vorletzten Saison – da spielte die TBB wirklich überzeugend und die Mannschaft feierte zusammen mit den mitgereisten Fans einen Überraschungssieg gegen ein Top-Team.
Frage: Es war lange nicht klar, ob es in der kommenden Saison auch diesen Livestream geben würde. Warum dauerte das so lange, und wodurch kam die Entscheidung, dass das Projekt Livestream weitergeht?
Das lag daran, dass ich mich beruflich umorientieren musste. Ich stand vor der Wahl eine Stelle als Nachrichtensprecher anzunehmen mit all den Vorzügen eines Arbeitnehmers oder weiterhin als selbständiger, freier Radioredakteur und Moderator zu arbeiten. Bei einer Festanstellung hätte ich nicht mehr in dem Umfang bei Events moderieren dürfen und unter anderem die TBB und den LiveStream aufgeben müssen. Hinzu kam, dass RTL Radio 93.3 und 97.0 neuer Medienpartner der TBB wurde. Glücklicherweise spielte ich in den Planungen des Senders eine zentrale Rolle, so dass ich nun nicht nur die TBB Heimspiele moderiere, sondern auch Projektleiter der Hallenshow bin. Die Finanzierung des LiveStreams war und ist jedoch sehr schwierig – auch die Negativschlagzeilen rund um den Verein waren da nicht förderlich.

Frage: Du deutest es an: Die Turbulenzen um die TBB Trier waren in den letzten Monaten nicht zu übersehen. Gab es zwischendrin auch Momente, in denen du dein Engagement als Livestream-Kommentator selbst in Frage gestellt hast?

Ganz ehrlich: ja und zwar mein komplettes Engagement! Wie sich herausstellte wurde ich angelogen. In Fanforen wurde ich zudem von dem ein oder anderen massiv angegriffen. Ich kann nur den Aussagen und Quellen vertrauen, die mir vorliegen. Nähere und vielleicht erhellende Informationen wollten mir die Kollegen, die den Fall aufgedeckt hatten, nicht geben. Was habe ich also getan? Ich habe die Pressekonferenzen zu diesem Thema live übertragen, weil es ein großes Interesse gab und ich dies schon bei der Verpflichtung von Henrik Rödl und der PK zum Allstarday getan hatte. Außerdem habe ich Interviews mit Verantwortlichen geführt, teilweise nachdem Fans mich darum gebeten hatten. Und ich habe auf ausdrücklichen Wunsch von James Gillingham ein offenbar aus dem Zusammenhang gerissenes Interview veröffentlicht, was mir juristische Konsequenzen einbrachte. Der Kapitän der letztjährigen Mannschaft hatte sich bei mir gemeldet – aus den USA, kurz vor seiner Hochzeit. Trotz dieser ganzen Misere waren es aber letztlich nur Momente des Zweifelns, denn: Trier hat meiner Meinung nach eine der interessantesten und sympathischsten Mannschaften seit Jahren – Henrik Rödl steht als Trainer und einer der besten deutschen Basketballer aller Zeiten für eine neue Philosophie und ich glaube, dass sich gerade was die Identifikation zwischen Mannschaft und Fans betrifft wieder viel bewegen kann und wird. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Fans und Sponosren auch diesen Fokus setzen können und wir vielleicht wieder eine Zeit erleben, in der auf dem Parkett in der Arena wirklich „unsere Jungs“ spielen und das nicht nur eine Saison lang.

Frage: Du hast dich des Öfteren als „Sprachrohr der Fans“ bezeichnet. Wie genau würdest du diesen Begriff erklären und siehst du dich immer noch als Sprachrohr?

Das war wohl einer der größten Fehler. Eigentlich wollte ich damit meinen Zuhörern nur signalisieren, dass sie Gehör finden und ich auch ihre Fragen stelle. Deshalb können sich die Fans ja z.B. auch aktiv im LiveStream beteiligen, in dem sie eMails schicken ihren Spieler des Tages wählen etc. Letztlich habe ich durch diesen „Slogan“ aber eine Erwartungshaltung geschaffen, der ich eigentlich nicht gerecht werden kann. Ich arbeite Vollzeit und die Berichterstattung über die TBB Trier ist nur eine zusätzliche Aufgabe. Außerdem habe ich mich damit der zum Teil berechtigten Kritik ausgesetzt, dass es doch schwer sei die Aufgabe als „Anheizer“ bei den Heimspielen und Fanreporter bei den Auswärtsspielen mit dem Anspruch eines kritischen Sportjournalisten zu vereinbaren. Ob mir dieser Balanceakt gelingt, kann letztlich aber nur jeder Zuhörer bzw. Zuschauer selbst entscheiden. Man kann es eh nie jedem recht machen.

Frage: Wird es in der kommenden Saison Neuerungen geben?

Ja, z.B. wird die Klangqualität besser, weil ich jetzt selbst einen neuen Serveranbieter gesucht habe und ich mit einer höheren Bitrate senden kann. Ich hoffe, dass wir es schaffen, dass man den Podcast in den gängigen Portalen wie I-Tunes leichter abonnieren und abrufen kann und dass man den LiveStream auch mobil verfolgen kann. Was die Übertragungen selbst betrifft, wird es neue Co-Kommentatoren geben, z.B. den neuen Jugendkoordinator der TBB Adam Radomirovic oder Ex-Spieler wie Helge Patzak. Weitere Anfragen laufen noch. Auch inhaltlich habe ich eine Neuerung geplant, ob ich diese umsetzen kann und darf ist aber noch nicht abschließend geklärt.

Frage: Welche Stärken hast du, die dir bei der Durchführung des Livestreams zu Gute kommen?

Ich glaube ich kann meine Begeisterung für Basketball gut vermitteln, weil ich mich traue meinen Emotionen zum Teil freien Lauf zu lassen. Ich habe wohl ein Talent zum freien Sprechen und improvisieren, aber trotzdem den Anspruch ein professionelles Produkt abzuliefern.

Frage: An welchen Schwächen willst du Arbeiten, um den Livestream weiter zu verbessern?

Wir waren in der ersten Saison zum Teil zu parteiisch bei den Übertragungen, mittlerweile denke ich aber, dass ich mich auch hörbar an den guten Aktionen des Gegners erfreue und der LiveStream hat durch die wechselnden Co-Kommentatoren immer einen neuen Reiz bekommen. Leider war und bin ich ganz einfach zu schlecht um selbst Basketball in einer Mannschaft zu spielen, so dass mir da der interne Blick ins Spiel fehlt – ich versuche das aber stetig zu verbessern. Zum Beispiel habe ich mich extra mit Thomas Päch, dem neuen Co-Trainer der TBB getroffen, um mir die Trierer Spielsysteme in ihren Grundzügen erklären zu lassen.

Letzte Frage: Wer wird deutscher Basketballmeister 2010/2011 und wo landet die TBB Trier am Ende der Saison?

Berlin wird Meister, auch wenn ich Bonn die Daumen drücke. Die TBB überrascht und landet am Ende auf Platz 12. Außerdem gewinnen wir so viele Auswärtsspiele wie noch nie in der LiveStream-Ära, die Messlatte hängt ja auch nicht besonders hoch – in diesem Sinne: let`s go TBB! Bleibt am Ball.

 

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3 Kommentare zu Ein kleiner Nachtrag: Interview mit Christian Schmidt

  1. gruebler sagt:

    Danke für’s Interview PForsberg, danke für die Arbeit am Mikro Chris. Solche Projekte braucht unser Sport, auch wenn’s nicht immer leicht ist. Aber auch wenn es grad en vogue ist, die Trierer Mannschaft zu loben, das was ihr im Umfeld in Eigeninitiative strickt, ist ebenso beeindruckend, da können viele andere Clubs wohl nur neidisch schauen. Vielleicht motiviert ja euer Vorbild auch an anderen Standorten basketballbegeisterte Menschen…

     
  2. Pingback: Tweets that mention Ein kleiner Nachtrag: Interview mit Christian Schmidt | TBB – Trierer Basketballfan Bloggt -- Topsy.com

  3. Pingback: Interview im Blog von pforsberg : cs media

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