Jan Pommer: "Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga Europas sein"

Mit vielen positiven Signalen beginnt Jan Pommer seine Ausführungen zur aktuellen Lage der Beko Basketball Bundesliga. Traditionell im Rahmen des Beko BBL ALLSTAR Day 2011 in Trier lud die Beko BBL ausgewählte Medienvertreter zu einem Hintergrundgespräch mit dem Geschäftsführer ein. In diesem Jahr war auch ich als Vertreter von Schoenen-Dunk eingeladen und konnte die Fragen und Diskussionswünsche der SD-User mit einbringen.

Hier geht es zu dem Artikel bei Schoenen-Dunk mit anschließender Diskussion.

Es sei eine „interessante Hinrunde“ gewesen mit einem spannenden Abstiegskampf und sehr starken Bambergern. Und auch wenn er einräumt, dass man den Zahlen zur Halbzeit der Saison noch nicht ganz trauen kann, freute sich Pommer, dass nun wieder eine Steigerung von 1,9 Prozent bei den Zuschauerzahlen im Vergleich zur Hinrunde der Vorsaison zu vermelden ist. Auch die Einsatzzeit deutscher Spieler stieg von 18,3 Prozent der möglichen Minuten auf 21,5 Prozent. Einen „positiven Zwischenschritt“ nennt Pommer das, was man im Moment an deutscher Einsatzzeit sehen kann. Doch auch abseits des Feldes tut sich etwas in der BBL. Am gleichen Tage wurde das „Coaches Council“ gegründet, eine Vertretung aller BBL-Coaches, die aus Henrik Rödl (Trier), Chris Fleming (Bamberg), Doug Spradley (Bremerhaven) und John Patrick (Göttingen) besteht. Alles Trainer, die die Ambition haben, noch länger in der BBL zu bleiben und daher auch ein berechtigtes Interesse, bei deren Entwicklung mit anzupacken. Das Council soll sich in Zukunft jedes halbe Jahr treffen und natürlich auch bei Bedarf.

Darüber hinaus blickte Pommer aber auch schon auf das TOP FOUR in Bamberg, bei dem es eine weitere Managertagung geben wird. In dieser wird das „Leitbild“ oder auch die „Vision“ der höchsten deutschen Spielklasse aktualisiert und geschaut, was passieren muss, damit das klar formulierte Endziel erreicht werden kann. Pommer sagt es nochmals deutlich: „Wir wollen im Jahr 2020 die stärkste Liga Europas sein.“ Er wisse, dass dieses Ziel äußerst ambitioniert erscheine, aber „wir stellen uns dem.“ Was aber soll „stärkste Liga Europas“ genau heißen? Natürlich spiele da auch das Geld hinein, welches die Clubs verwenden können. Wichtig seien aber auch die mediale Aufmerksamkeit und nicht zuletzt die sportliche Güte der Liga. Das heiße natürlich nicht, dass im Jahr 2020 auf jeden Fall ein deutsches Team die Euroleague gewinnen müsse, aber in der Breite soll die BBL dann Europa ihren Stempel aufdrücken können. Pommer verweist nicht ohne Freude auf die letzte Saison, die europäisch gesehen in der Breite die beste Saison aller Zeiten war, mit dem Eurochallenge-Sieg der Göttinger und dem Eurocup-Finaleinzug von Berlin.

Beim Thema Doppelfunktion von Dirk Bauermann konnte Pommer inhaltlich nicht viel Neues sagen. Es gäbe viele triftige Gründe, die gegen eine Doppelfunktion von Vereinstrainer und Nationaltrainer sprechen. Am wichtigsten, findet Pommer, sei der Wettbewerbsnachteil anderer Clubs, wenn ein deutsches Talent zum aktuellen Nationaltrainer wechseln könne. Allerdings sieht Pommer die Beko BBL nicht als Teil des Problems. Er verstehe aber auch, dass jeder Beteiligte die Gründe gegen die Doppelfunktion anders gewichte. Dazu könne er auch nachvollziehen, dass es heutzutage schwer sei, einen Trainer ausschließlich für das Bundestraineramt zu verpflichten. Man treffe sich aber im Februar mit den Verantwortlichen des FC Bayern München, um deren genauen Standpunkt zu erfragen, denn es gebe immer öffentliche Meinungen und auch welche, die im privaten Gespräch ausgetauscht werden können.

Ein Thema, bei dem Pommer zufriedener wirkte, war die aktuelle TV-Präsenz des Basketballs. Der Satz „es könnte noch mehr/besser sein“ fällt in diesem Segment des Gesprächs jedoch auch sehr häufig. So sieht es zum Beispiel mit der Reichweite aus. Vor allem der große Fußball-Anteil in abendlichen Sportsendungen ist Pommers Ansicht nach zu groß, so dass andere Sportarten – er möchte da nicht nur Basketball nennen – auf der Strecke bleiben. Er selber sehe die Gewichtung der Sportarten anders als die Öffentlich-Rechtlichen. Mit der Partnerschaft mit Sport1 zeigte sich Pommer sehr zufrieden, aber auch hier würde er noch mehr Steigerungspotential bei der Quote sehen. Genaue Zahlen könne er nicht nennen, aber die Quoten seien besser als in der letzten Saison. Problematisch für die TV-Quote sei seiner Meinung nach, dass die eigentliche Hauptzielgruppe der Beko BBL einem Personenkreis angehören, der eher Internet- als TV-affin ist. Daher gehen auch viele Bemühungen der BBL dahin, den Online-Bereich weiter aufzuwerten. In Zahlen bedeutet das, dass sich aktuell zwei Vollzeitmitarbeiter um den Bereich Internet kümmern. Die Frage nach Magazinsendungen, die dann ja auch aus den Videozusammenfassungen der einzelnen Vereine entstehen könnten, konnte Pommer nicht ganz beantworten. Man stehe in diesem Bereich noch am Anfang der Entwicklung. Er freue sich aber sehr, dass viele Vereine mittlerweile extrem hochqualitative Zusammenfassungen anbieten und deutet an, dass dieser Bereich in Zukunft noch bedeutsamer werden wird.

Die Ankündigung Pommers, in der Saison 2012/2013 sollen 30 Prozent Spielanteil für deutsche Spieler erreicht werden, hat bereits für Diskussionen gesorgt. Daher kamen von den SD-Usern natürlich auch Diskussionsansätze zu diesem Thema. Pommer selbst sieht kein Problem, dass sich junge deutsche Spieler lieber bei BBL-Clubs auf die Bank setzen würden, als in der Pro A garantierte Spielzeit zu sammeln. Ihm sei nicht bekannt, dass dies häufiger vorkomme. Im Gegenteil, Spieler wie Besnik Bekteshi bekämen trotz ihrer Jugend immer wieder Einsatzzeiten in der BBL. Generell möchte Pommer aber jedem Spieler und auch jedem Spielerberater raten, nicht auf das schnelle Geld zu schauen – in diesem Bereich seien die Spieler aber auch selbst gefordert, das Beste für sich zu wählen. Er könne auch verstehen, dass Profisportler versuchen, im Fenster von 18 bis 35 Jahren das Beste herauszuholen. Auf das Thema Quote in den Landesverbänden angesprochen kann Pommer nur entgegnen, dass die BBL beim DBB dafür werbe, auch in seinen Ligen entsprechende Quotenregelungen durchzusetzen. Jedoch sind der BBL in diesem Fall natürlich die Hände etwas gebunden, da sie nicht für die Landesverbände entscheiden kann.

Selbstverständlich kommt derzeit kein Gespräch dieser Art aus, ohne den (wahrscheinlich) kommenden Aufstieg des FC Bayern München zu erwähnen. Abgesehen von der Akte Bauermann scheint Pommer voller Begeisterung für das Basketballprojekt des FCB zu sein, dem er eine „erhebliche Bedeutung“ bemisst. Mit dem FC Bayern komme eine der profiliertesten Marken Europas in die Liga, die Erfolg gewöhnt ist und diesen auch sofort suchen wird. Die bisherigen Platzhirsche müssen sich auf einen neuen Konkurrenten einstellen und seien auch jetzt schon dabei, dies zu tun. Nicht zuletzt tue der FCB der Liga gut, da dieser Verein einfach polarisiere. Jeder Fan in Deutschland verbinde etwas mit den Bayern, ob es Zuneigung oder Abneigung sei. Doch wo es Aufsteiger gibt, gibt es auch Absteiger und in diesem Jahr sieht es zum ersten Mal seit Jahren wieder danach aus, als gäbe es zwei reguläre Auf- und Absteiger. Pommer sieht auch keine Bedenken bei den abstiegsbedrohten Teams. Es gäbe keine Hinweise darauf, dass bei einem Verein, sollte er absteigen, die Lichter ausgehen würden. Einen großen Anteil daran hat die Entwicklung der ProA, die sich in den letzten Jahren extrem zum Guten entwickelt habe. Dies sei auf zwei Arten sehr wichtig für die BBL. Zum einen gäbe es in der ProA einen großen Pool von Teams, die nicht nur aufstiegswillig sind, sondern diesen auch schultern können. Ein neues Schwelm, deren Erstligajahr sowohl für die BBL als auch für Schwelm selbst ein Abenteuer gewesen sei, scheint ihm nicht in Sicht. Dazu sei die ProA ein Auffangbecken für die Teams, die den Klassenerhalt in der BBL nicht schaffen.

Damit die Schere zwischen der ersten und der zweiten deutschen Spielklasse nicht wieder weiter auseinander geht, will die Beko BBL frühzeitig neue Standards setzen, damit alle Vereine genug Zeit haben, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Eine Aufstockung der Mindestzuschauerkapazität hält Pommer für äußerst unwahrscheinlich. Eventuell könnte aber in Zukunft eine Aufstockung des Mindestetats für BBL-Clubs ein Thema werden. Aktuell reiche der Mindestetat gerade einmal, um eine Saison administrativ durchzustehen.

Auf die aufkommende Debatte zur Söldnermentalität angesprochen, die aktuell im Fußball geführt wird, entgegnet Pommer, in den letzten Jahren habe es so viele Transfers innerhalb der Liga gegeben wie noch nie. Er halte dies für ein Zeichen für die Güte der deutschen Liga. Die Spieler wissen mittlerweile, dass sie in Deutschland ihr Geld auch erhalten, dies sie in anderen, vor allem südeuropäischen, Ligen nicht immer der Fall. In diesen Dingen sieht Pommer die Beko BBL auch in der europäischen Spitze. Natürlich gäbe es aber auch viele Spieler, die die BBL als Sprungbrett nutzen würden, um an die großen Fleischtöpfe in Spanien oder Griechenland zu kommen. Dies sei aber nicht zwingend schlecht für die Liga, da diese Spieler sonst überhaupt nicht nach Deutschland kommen würden. Es sei nun die Aufgabe der Teams, Anreize zum Bleiben dieser Spieler zu setzen. Insgesamt hält Pommer den Wettbewerb, in dem jederzeit der Tabellenletzte den Spitzenreiter schlagen kann, für ein Gütekriterium der Liga.

Zuletzt konnte Jan Pommer sich noch zum Thema der NBBL-Allstar-Coaches äußern. Er weist darauf hin, dass jeder Club, der ein NBBL-Team meldet, einen Teilnahmerechtsvertrag unterschrieben habe. In diesem Vertrag sei eindeutig geregelt, dass die Clubs ihre Trainer zum NBBL-Allstargame abzustellen haben, wenn diese ausgewählt würden. Pommer deutete aus den Fenstern der Loge auf das Feld der Arena Trier, wo in diesen Minuten das NBBL-Allstargame lief und ergänzte, dass es für die jungen Spieler eine großartige Ehre sei, an diesem Tag vor diesem großen Publikum spielen zu dürfen. Daher halte er es immer noch diesen Spielern gegenüber für unfair, dass Gacaev diese Nominierung abgelehnt habe. Zumal sei die Beko BBL nicht der Meinung, die Paderborn Baskets hätten ernsthafte Anstrengungen unternommen, das Regionalligaspiel zu verlegen, damit Gacaev an diesem Tage voll verfügbar sein würde. Zuletzt stellt Pommer noch klar, dass er persönlich und auch die Beko BBL niemals auf offene Briefe antworten. Wer auf normalen Post oder E-Mail-Wege eine Anfrage an die Beko BBL sende, würde auch eine Antwort erhalten. Daher sehe die Beko BBL keinen Anlass von der veröffentlichten Pressemitteilung Abstand zu nehmen oder auf den offenen Brief der Paderborn Baskets zu antworten.

 

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2 Kommentare zu Jan Pommer: "Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga Europas sein"

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